Reisebericht Rhön 26.-30.6.2022

Im Land der offenen Fernen
Auf „Schusters Rappen“ durch die Rhön – das hat eine Wandergruppe des Schwäbischen Albvereins Kirchheim unter Teck in den letzten Junitagen in die Tat umgesetzt. Bei strahlendem Sommerwetter ging die Fahrt über Hammelburg, älteste Weinstadt Frankens, mit einem geführten Stadtrundgang nach Gersfeld, idyllisch gelegen im Zentrum der hessischen Rhön, wo die Zelte für die kommenden ereignisreichen Tage im Hotel „Gersfelder Hof“ aufgeschlagen wurden.
Engagierte Wanderführerinnen des Rhönclubs übernahmen die Führungen zum Kreuzberg, über die Lange Rhön und durch das Schwarze Moor, ausgewiesen als herausragende „Naturdenkmäler“ der seit 1991 als Biosphärenreservat ausgezeichneten Rhön.
Die Tour zum Kreuzberg mit seinem Franziskanerkloster und seiner bekannten Klosterbrauerei führte stetig bergan über naturbelassene Wiesen mit vielfältiger Flora. Einziger Wermutstropfen war einsetzender Regen und Nebel, so dass die knapp 300 Stufen zur Kreuzgruppe auf dem Gipfel ein ganz besonderes Erlebnis bescherten. Entschädigt wurde die Wandergruppe durch den anschließenden Besuch des mittelalterlichen Flair verströmenden Städtchens Bischofsheim mit seinen zahlreichen Holzschnitzereien und der noch gut erhaltenen Stadtmauer.
Die am darauf folgenden Tag anstehende Wanderung auf der „Langen Rhön“ bot dann bei strahlendem Sonnenschein die charakteristischen Weitblicke, für welche die Rhön das Prädikat „Land der offenen Fernen“ erhielt.
Die naturnahen hochgelegenen Bergwiesen und Magerrasen der Rhön bewahren eine Vielfalt von Pflanzen, die bei intensiver Bewirtschaftung längst verloren gegangen wäre.
Abschließender Höhepunkt dieses Tages war ein sehr informativer Vortrag des Leiters der Verwaltung des Biosphärenreservats über Geschichte, Kultur und Geographie der Rhön.
Nach dem Motto „ein guter Schluss ziert alles“ ging es am dritten Wandertag in das „Schwarze Moor“, ein ganz besonders Schutzgebiet der Hohen Rhön. Es zählt mit 66 Hektar Fläche zu den bedeutendsten Hochmooren Mitteleuropas und steht unter strengem Schutz. In unmittelbarer Nachbarschaft führte noch eine Runde zu einem Wachturm und Resten des Grenzzauns der ehemaligen Grenze der DDR, einem geschichtlichen „Mahnmal“ jüngerer deutscher Geschichte.
Auf der Rückfahrt nach Gersfeld ließen wir uns von einer Rhönschäferin noch in die „Geheimnisse“ der Schafhaltung in der Rhön einführen. Etwa 3000 Rhönschafe mit ihren charakteristischen schwarzen Köpfen ziehen noch über die Rhöner Weiden und wären vor 70 Jahren fast verschwunden. Engagierte Schäfer*innen und Naturschützer konnten ab den 80-er Jahren den Erhalt der zuvorderst für die Landschaftspflege wichtigen Haustierrasse sichern.
Nach einem gefühlt viel zu kurzen Aufenthalt in der Rhön erwartete die Reisenden auf der Heimfahrt noch eine Führung durch die „mondänen“ Kuranlagen Bad Kissingens, einem  „Hotspot“ für Könige und Hochadel früherer Zeiten. Auch Otto von Bismarck war als „Stammgast“ viele Male Besucher und wird bis heute dafür in Erinnerung behalten.
Eine erlebnisreiche und vielfältige Reise in die bei vielen noch unbekannte Rhön fand somit einen würdigen Abschluss.