Campus Galli – ein experimentelles Mammutprojekt
Ehrenamtsausflug des Schwäbischen Albvereins nach Messkirch.
Von Barbara Moser-Merkle
Ein interessantes Großprojekt hatte Dr. Dieter Klein, Leiter der Ortsgruppe Kirchheim dieses Jahr als Ziel gewählt: Die Fahrt ging nach Messkirch zum Campus Galli.
Um etwa 820, zur Zeit der Karolinger, wurde der St. Galler Klosterplan auf der Insel Reichenau von Mönchen auf Pergament gezeichnet. Heute gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe, gilt er doch als eine der ältesten bekannten Architekturzeichnungen des Abendlandes. Im 16. Jahrhundert wurde er zufällig in fünf zusammengenähten Teilen in einem Buch wiederentdeckt, und erst im Jahr 2013 sollte dieser Plan außerhalb des Stadtgebietes von Messkirch auf einem 25 Hektar großen Gelände durch die Initiative von Bert M. Geurten seine Verwirklichung erfahren. Träger dieses Großprojektes ist der Verein Karolingische Klosterstadt e.V..
25 fest angestellte Handwerker sowie ebenso viele weitere Helfer und Unterstützer stemmen seitdem die Mammutaufgabe, mithilfe von handwerklichen Techniken und Werkzeugen des frühen Mittelalters die in sich autarke Klosteranlage aufzubauen. Hierbei haben sie jedoch nur den Plan mit dem Grundriss und einigen weiteren Angaben, zum Beispiel zum Anbau von Pflanzen, als Vorlage. Das Projekt hat durchaus experimentellen Charakter, und manche Arbeiten sind nicht gleich im ersten Anlauf von Erfolg gekrönt. Beim Glockengießen bedurfte es mehrerer Versuche, bis es klappte.
Nicht immer können alleinig mittelalterliche Methoden angewandt werden, weil zum Beispiel geltendes Baurecht auch in dieser Anlage umzusetzen ist, um die Sicherheit von Mitarbeitern und Besuchern zu gewährleisten. Unterstützung erfahren die Schaffenden durch einen wissenschaftlichen Beirat aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit dem ein reger Austausch stattfindet.
Die Klosteranlage beinhaltet nicht nur den eigentlichen Klosterkomplex, sondern auch landwirtschaftliche Flächen und zahlreiche Wirtschafts- und Handwerksgebäude. Auf dem Klosterplan befinden sich rund 50 Gebäude, die etwa 300 Menschen beherbergen könnten. Die Arbeiten können jedoch nur langsam von sich gehen. Bisher sind vier Bauteile, die auf dem Plan basieren, fertiggestellt oder in Angriff genommen worden: eine Scheune, die mit zwei Meter langen Roggenstrohbündeln gedeckt ist, ein Garten, ein Friedhof (Paradiesgarten) und das Fundament für den Abtshof. Zahlreiche mittelalterliche Werkstätten zur Verwirklichung des Klosterplans sind ebenso erstellt worden. Dazu gehören unter vielen anderen eine Weberei, eine Schindelmacherwerkstatt, eine Korbmacherei und eine Holzkirche mit Glockenturm. Eine gewaltige Aufgabe, der sich die Mitschaffenden seit nunmehr neun Jahren stellen! Auf weitere Bauwerke kann man gespannt warten.
Am Nachmittag wanderte die Gruppe durchs wilde Felsentäle nach Igelswies und erkundete danach die ehemalige Residenzstadt Messkirch.